Sonntag, 15. Mai 2016

I go fucking ballistic!

In diesem Beitrag geht es um weisse Glut, glühende Weisheit und Weltfrieden.




Ich habe, seit ich denken kann, ein kleines Wutproblem. Wobei, nein, eigentlich handelt es sich nicht um ein Problem, denn ich empfinde es nicht als störend, wütend zu sein, im Gegenteil, ich geniesse es jeweils. Man könnte einfach von einer niederen Reizschwelle sprechen, einer konstant brodelnden Bereitschaft, jederzeit in die Luft zu gehen, wegen grösseren oder auch völlig harmlosen Belanglosigkeiten.
Wo andere ruhig bleiben, rege ich mich auf, wo andere sich aufregen, raste ich komplett aus. Impulsivitätsstörung, hab ich mal irgendwo gelesen, könne das sein, aber sorry, da klemmt mir schon wieder dieses Wort Störung quer im Hals und macht, dass ich vor Groll schlucken muss, denn es ist ja keine Störung verdammt nochmal, es ist einfach so, ich bin impulsiv, verfickte Scheisse, und daran ist rein gar nichts gestört. Die einzigen, die sich gestört fühlen, sind die anderen.

Es sind sowieso immer die anderen. Einem selber geht es gut, aber die andern fragen: könnte es sein, dass du ein Problem hast?
...denkt man sich dann.


Auch beim Alkoholismus sind es beispielsweise ja auch die andern. Das vergraulte Umfeld, das sich über die Schnapsnase empört, während die Schnapsnase eigentlich einfach nur Spass daran hat, sich weiter die Hucke voll zu saufen. Der Arbeitgeber ist es, der es nicht leiden kann, wenn am Arbeitsplatz gesoffen oder wenn zu spät gekommen wird und der schlussendlich dann die Kündigung ausspricht, obwohl der Alkoholiker von sich aus eigentlich gar nicht unbedingt auf der Strasse sitzen möchte mit den andern Pennern, sondern lieber weiter den Flachmann in die Büroschublade schieben würde.

Wäre eigentlich lieber noch saufend am Arbeitsplatz als entlassen und zu pleite für die Sucht: Veronika D. aus B.


Na ja, egal, da könnten noch tausend Beispiele ins Feld geführt werden, worauf ich hinauswill, ist: ich bin sauer. Sauer, dass ich mir Neo Magazin Royale nicht mehr ansehen mag, beispielsweise. Ich habe es geliebt, und jetzt?! Jetzt ist Jan ein Hype, sein Gesicht war auf jedem noch so vermaledaiten Stümperblättchen und in jedermanns Munde, und das nervt mich ganz gewaltig. So macht das keinen Spass mehr. Ich bin wütend auf Böhmermann, weil er sich mit seinem schnoddrigen Gedicht so einen derben Aufmerksamkeitstsunami eingebrockt hat und ich bin wütend auf alle, die begeistert auf dem Tsunami mit ihren Wakeboards mitdürfen. Obwohl sie zuvor noch dachten, Erdogan sei der Name einer orientalischen Gewürzmischung oder so. Ich mag keinen Kommerz. Sorry, Jan. Oder sollte ich jetzt dankbar sein, dass ich mal wieder wütend sein kann?

Das Schöne an der Wut ist, dass sie pushend wirkt. Ein Upper, kein Downer, wie beispielsweise...Trauer. Wut tut gut. Spornt an.
Und wer will, der findet immer was, worüber sich Jähzorn entfachen lässt, und ich will eigentlich immer, also finde ich auch täglich neue Zündungen.

Aktuell zum Beispiel: Bedingungsloses Grundeinkommen! Völliger Quatsch, dieses 'bedingungslos'. Wieso? Nein, zu irgendetwas sollte man sich schon verpflichten müssen, wenn man einfach so Cash beim Staat kassieren darf. Es muss ja nicht gleich ein Job bei Telebasel sein. Sagen wir, etwas Gemeinnütziges. Ein Töpferkurs. Erwerb von Social Skills durch Aufenthalte in diversen Knästern. Irgendwas. Es gibt nur noch etwas, das noch nervtötender ist als Leute, die für die Initiative sind: Leute natürlich, die dagegen sind. Wie unfortschrittlich und materialismusvergewaltigt kann man denn noch sein? ES IST ZUM KOTZEN.

Endlich mal eine Initiative, bei der auch der letzte Junkie gewiss abstimmen geht!


Ein Typ, der mich schon seit Wochen stalkt. Er ist nett und witzig und charmant. Schlimmer geht es nicht. Jedes Mal, wenn mein Handy aufblinkt und eine weitere vor Aufmerksamkeit strotzende Nachricht von diesem Herren zeigt, spüre ich, wie der Wutball wild in meiner Magengegend herumspringt. Und ich geniesse dieses Gefühl und bin dem Typen unendlich dankbar dafür, dass er mich wütend macht. Leider werde ich ihm dieses fragwürdige Kompliment so nicht machen können, weil er es vermutlich in den falschen Hals bekommen würde. Aber wer weiss. 

Gestern hab ich den Basler 'Politiker' Eric Weber getroffen. Wir kennen uns. Ich freue mich immer, ihn zu sehen, denn wenn es etwas gibt, das ich genauso gerne tue wie mich zu ärgern, ist es, zu lachen. Und Eric schafft das mühelos, darum finde ich es okay. Finde ich ihn okay. Obwohl er objektiv betrachtet ja nichts weiter als ein höchst unsympathischer Neurotiker ist. Anyway: all diese Übrlegungen haben mich zur Erkenntnis gebracht, dass ich mir das Leben eigentlich sehr schön gestalte durch meine sogenannte Impulsivitätsstörung. Denn die Wut erlaubt es mir, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Ich möchte mich gar nicht nicht aufregen. Aber nicht über Politiker. Über die will ich weiterhin lachen.


Tobsuchtsanfall-Top Five-Liste:

- Handtuch aufgehängt, zwei Sekunden später rutscht Handtuch runter
- Jemand ruft mich an
- Jemand hinterlässt eine Nachricht auf dem AB
- Kabel verheddern sich
- Wasser in der Kaffeemaschine ist alle


2 Kommentare:

  1. Totally agree with Handtuch-Wut! Nur übertroffen vom immergleichen Wäschestück, das vom Ständer runterfällt. Da könnt ich morden.

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  2. Vielen Dank für deinen Kommentar bei mir! :)

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Dies ist der Blog von Laura Wohnlich. Sie schreibt, macht aber auch andere Dinge. Auf diesem Blog geht es um Kunst, Literatur, Poesie, Politik und ganz gerne auch mal einfach nur darum, die Seele baumeln zu lassen. Auf diesem Blog geht es darum, "den Helden in sich zum Vorschein zu bringen". Man kann noch lange darauf warten, dass Hero auf irgendwas angeritten kommt und einem das Leben zurechtrückt. Sei dein eigener Held und reiss dem Deppen der glaubt, er wisse es besser als du, die Zügel aus der Hand!